Der Ferienjob

Kaum das sie ein paar Minuten gegangen waren, musste Heidi ihre noch vor kurzem gefasste Meinung revidieren. Ihr war nicht mehr nur warm und wohlig, ihr war heiss, wahnsinnig heiss. Durch das Bärenfell und im besonderen den Bärenkopf gelangte natürlich nicht das leiseste Lüftchen an ihre Haut. Diese Montur wäre bei eiskaltem Wetter wahrscheinlich recht angenehm gewesen, bei 30° im Schatten war sie die Hölle. So gut es eben in dem klobigen Bärenfell möglich war, trottete sie hinter Cecilie her.

„Wir gehen jetzt ins Tropenhaus, bleiben Sie bitte dicht bei mir, ich möchte sie im Dickicht nicht verlieren!“. Cecilies Stimme kam klar und deutlich über die drahtlose Gegensprechanlage, die im Bärenkopf installiert war. „Hier haben Bären natürlich normalerweise nichts verloren, aber da ich Sie situativ zum Dienst einteilen werde, sollten Sie sich mit den Gegebenheiten vertraut machen. Das Tropenhaus hat eine Grundfläche von 150x150 Metern, das Dach ist eine freitragende Stahl/Glaskonstruktion. Durch die Heizungsanlage herrscht hier permanent eine Temperatur von mindestens 40° Celsius, die Luftfeuchtigkeit liegt bei circa 90%. Sie können sich vorstellen, daß sich das Tropenhaus während eines langen heissen Sommers zusätzlich aufheizt. Für die Besucher ergibt sich dadurch allerdings eine äusserst realistische Darstellung dieses spezifischen Lebensraums, welcher normalerweise......“. „Können wir vielleicht eine kleine Pause machen?“, abrupt wurde Cecilie in ihren Ausführungen unterbrochen, „mir ist so wahnsinnig heiss!“.

Heidi war nun überhaupt nicht mehr davon überzeugt, daß sie diesen Job machen wollte. Anfangs hatte sie es cool gefunden, sich in der Sommerhitze so dick anziehen zu lassen. Aber nun, in der Hitze des Tropenhauses, überkam sie das Gefühl, daß ihr Kreislauf durchaus gewillt war, eine kleine Pause einzulegen. „Wie bitte?“ Cecilies Stimme klang nicht sonderlich freundlich, „wir sind eben erst eine knappe Stunde unterwegs, und Sie wollen eine Pause machen? Tut mir leid, aber das kann ich beim besten Willen nicht gutheissen. Stellen Sie sich nicht so an, Sie sind eine junge, gesunde Frau, das hier ist die beste Gelegenheit, sich an die Bedingungen Ihrer Arbeitsstelle zu gewöhnen. Aber wenn Sie darauf bestehen, bin ich durchaus bereit, mit Ihnen in unsere Kleiderkammer zurückzukehren, um die Bedingungen im Vertrag, den Sie unterschrieben haben, mit Ihnen noch einmal durchzugehen. Möchten Sie das?“

„Oh ja, bitte.......es ist nur....es ist alles so ungewohnt für mich und......“. „Schon gut“, unterbrach sie Cecilie, „vielleicht sollten wir uns wirklich noch einmal gemeinsam Ihren Vertrag ansehen, ich glaube nicht, daß Sie ihn besonders sorgfältig gelesen haben.“

Heidi wusste nicht, was sie antworten sollte.......nein, wirklich gründlich hatte sie den Vertrag nicht gelesen.....“Job ist Job“, hatte sie gedacht. Nun war sie sehr gespannt zu erfahren, zu was sie sich mit ihrer Unterschrift verpflichtet hatte.......